Donnerstag, 28. Oktober 2021

Pfälzer Weinsteig Etappe 1

 Das Wetter im Herbst 2021 wurde einfach zu schön um zu Hause rumzusitzen, deswegen beschlossen wir mal wieder seit langer Zeit einen Fernwanderweg zu gehen, richtig zünftig nur mit einem Rucksack bewaffnet, von Etappe zu Etappe.

Haus der Deutschen Weinstrasse


Wir wählten den Pfälzer Weinsteig aus, der ganz in unserer Nähe startet und aus 11 Etappen besteht. Die nächsten vier Tage sahen vom Wetter her jedenfalls gut aus, vielleicht würden wir es auch schaffen alle 11 Etappen am Stück zu gehen.

Wir wollten am Samstag, den 16. Oktober, starten, konnten aber kein Zimmer bekommen am ersten Etappenziel Neuleiningen. Dann aber kam ein Rückruf von der Alten Pfarrey: ein Zimmer war gerade frei geworden wegen einer Stornierung.

Unterwegs auf dem Pfälzer Weinsteig

Freudig sagte ich zu und nahm auch (ahnungslos) das Angebot einer Reservierung im Restaurant an. Es war schließlich Samstag und die Suche nach einem freien Tisch in einem Restaurant hätte schwierig werden können.

Rasch packten wir also unsere Rucksäcke. Meine Frau hatte sich extra einen Ultraleicht-Rucksack gekauft, ich wählte meinen normalen etwas größeren Tages-Rucksack, der dann gepackt mit ein paar Klamotten, Regenhose und Regenschirm, Badelatschen und einem minimalistischen Toilettenbeutel gerade mal 6,3 Kilo wog, ohne Wasser und Proviant.  

Heiligenkirche "St. Peter und Paulus und
St. Maria zu den Studen"

Am Samstag morgen fuhren wir also los nach Bockenheim an der Weinstrasse, das gerade mal 33 km von unserem Zuhause entfernt liegt. Der Parkplatz gegenüber dem Haus der Deutschen Weinstrasse war wegen eines Festes belegt, also parkten wir auf einem Wanderparkplatz an der Ortsausfahrt Richtung Monsheim.

Wir spazierten zunächst zum Haus der Deutschen Weinstrasse, besorgten uns dort bei der Touristen-Info noch eine Wanderkarte, und begannen dann um 10:30 Uhr dem roten Wanderzeichen zu folgen, das uns die nächsten Tage begleiten sollte.

In den Weinbergen bei Grünstadt

Die erste Etappe ist 17 km lang und hat Aufstiege, die sich auf 500 Höhenmeter addieren. Characteristisch für derartige Wanderwege ist, anders als bei einer typischen Bergtour, die ständige Abfolge von Auf- und Abstiegen, die sich am Ende des Tages dann auf eine stattliche Anzahl Höhenmeter addieren.

Die erste Etappe verlief überwiegend durch Weinberge.Die Sonne schien und bereitete uns einen herrlichen Herbsttag. Vorbei an der im Jahr 730 erbauten Heiligenkirche "St. Peter und Paulus und St. Maria zu den Stufen" ging es weiter zur Weinwanderhütte Asselheim, die leider heute nicht bewirtschaftet war, aber trotzdem einen schönen Rastplatz bot. Ein belegtes Brötchen hatten wir im Rucksack.

Neuleiningen

Durch Mertesheim mit den Überbleibseln einer Seilbahn aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die zum Transport von Kalk aus einem nahegelegenen Steinbruch benutzt wurde, ging es weiter durch Weinberge, bis wir schließlich um 15:45 Uhr Neuleiningen erreichten mit seiner pitoresken Altstadt und der Burgruine. 

Wir erreichten die Alte Pfarrey und warfen einen Blick auf die ausgehängte Speisekarte. Nicht sehr informativ, der Hinweis auf Mehrgang-Menues ( einfachste Variante: 4-Gang-Menue für € 85,00 ) ließ uns aber erahnen, daß wir hier ein gehobenes Restaurant vor uns hatten. Nachdem wir ein wunderschönes Zimmer bezogen hatten spazierten wir noch etwas durch das Städtchen und die Burgruine und nahmen dann ein Diner-Übernachtungs-Arrangement an.

Burgruine in Neuleiningen

Als wir am Abend in unseren besten Wanderklamotten am Tisch saßen erkundigten wir uns erstmal nach dem Koch und erfuhren, daß wir tatsächlich in einem Sterne-Lokal gelandet waren. Wir bekamen ein Glas Champagner zur Begrüßung, zwei Grüße aus der Küche und ein 5-Gang-Menü inklusive einem Pre-Desert. Alles schmeckte verhorragend und wir verbrachten vier Stunden mit dem Genuß außergewöhnlich leckerer Speisen, die mit viel Liebe zum Detail und Raffinesse zubereitet waren. Besonders beeindruckte mich der erste Gang, der lapidar auf der Menü-Karte als Gänseleber mit Quitte angekündigt wurde. Serviert wurden dann fünf Variationen, wie man Gänseleber zubereiten kann, vom gebratenen Stück Fleisch über Eis und ein Küchlein mit Quitten-Gelee bis hin zu einer Creme Brulee.

Dieser sehr unverhoffte Genuß war natürlich nicht ganz billig, trotzdem mit dem Arrangement ein gutes Angebot. Wir hatten sowieso vorgehabt unseren Eintritt in den Ruhestand entsprechend zu feiern, hier war nun überraschend die Gelegenheit gekommen ! Und natürlich war das der perfekte Einstieg für unsere Weinsteig-Wanderung.


Keine Kommentare: