Dienstag, 16. Dezember 2008

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 16. Etappe von der Schlüterhütte zum Grödnerjoch

Start: Schlüterhütte
Ziel: Grödnerjoch
Entfernung: 19 km
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 1375 m
Gehzeit: 7h

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Goodbye Schlüterhütte
"Goodbye Schlüterhütte"

Der 15. Wandertag (Okay, für uns war es der 16. ), er führt von der Schlüterhütte zum Grödner Joch, ist der Tag der neun Jöcher und Scharten.”, schreibt Ludwig Grassler in seinem Buch “Zu Fuß über die Alpen – der Traumpfad von München nach Venedig”.  “Ganz anders als im Zentralmassiv, wo die Überwindung eines Joches fast eine Tagesaufgabe ist, passiert es hier, dass wir ein Joch betreten und es kaum bemerken.” Im einzelnen waren dies laut Aufzeichnungen unsere Bergführers, der auch Ludwig heißt: Kreuzkofeljoch (2340m) – Sobutsch – Kreuzjoch (2293m) – Wasserscharte - Roa Scharte (2616m) – Nivesscharte (2662m) - Puez Hütte (2475m) – Forcella de Champei (2368m) – Crespeina Joch (2523m) – Pso Cir (2470m) - Grödner Joch (2137m).

Dolomiti Hiking
"Dolomiti Hiking"

Eine lange, anstrengende Tour führte uns durch ein atemberaubendes Bergpanorama über insgesamt 9 Übergänge durch die Dolomiten. Langsam näherten wir uns der Sella-Gruppe, unserem morgigen Ziel. Der Höhenweg, teilweise seilversichert, führte uns zur Puezhütte, wo wir um 13:00 Uhr zur Mittagsrast eintrafen.”

Auf der Roa Scharte mußten wir wieder lange auf Gudrun und Hans Dieter warten. Als Hans Dieter endlich oben auftauchte erwartete ihn Ludwig mit den Worten: “Wer von Euch hat die Schnapsidee gehabt diese Tour zu buchen ? Ihr seid damit total überfordert !” Oder so ähnlich. Hart, aber zutreffend. Gestern hatte Ludwig noch kein Wort gesagt über ihre schlechte Kondition, heute war ein direktes Wort fällig. Wir hatten eine sehr lange Tour vor uns und würden in diesem Tempo die Unterkunft erst nach dem Abendessen und bei Dunkelheit erreichen. Hans Dieter, der zunächst seine Frau immer wieder dazu aufforderte schneller zu gehen und das Tempo zu halten, sah dies wohl schließlich ein. Als bald rechterhand eine Alm auftauchte machte er den Vorschlag daß sie beide dorthin gehen und per Seilbahn, Bus und Taxi zum Grödner Joch kommen würden. Glücklicherweise kannte sich Hans Dieter gut aus in den Dolomiten und so trennten sich zunächst unsere Wege.

Anstieg zur Roa Scharte
"Anstieg zur Roa Scharte"

Auf dem Weg zur Puez-Hütte rutschte Kiwi von dem an sich sicheren Pfad ab und wir konnten sie gerade noch am Rucksack wieder hoch ziehen und vor einem Absturz bewahren. Der Dolomitenhöhenweg ist eigentlich sicher angelegt und gut zu gehen, aber etwas Konzentration sollte man schon aufbringen.

“Um 14:00 Uhr ging’s weiter und wir benötigten noch fast 3 Stunden bis zum Berghaus Frara am Grödner Joch (2.137 m).” Vor dem Abstieg zum Grödner Joch standen wir auf dem Cir Joch und blickten direkt hinüber zum unüberwindlich erscheinenden Sella-Massiv, das wir am nächsten Tag überqueren wollten, bevor “wir mit schmerzenden Füßen” an unserem Etappenziel “eintrafen und uns über Betten, frische Handtücher und Duschen freunen konnten. Das Wetter für diese Tour war super gewesen und die Vorhersage sah vielversprechend aus für die nächsten Tage.”

Auf dem Cir Joch
"Auf dem Cir Joch"

Wettermäßig hatten wir viel Glück in dieser gesamten dritten Woche und konnten die Dolomiten in all ihrer Pracht im Sonnenschein genießen. Das es auch anders sein kann zeigt eindrucksvoll der Filmbeitrag von Josef Schwellensattel “Zu Fuß von München nach Venedig …”. “1978 hat es hier 33 mal geschneit – im Sommer !”, erzählt der Wirt der Puez-Hütte. Auch im August kann es hier oben Winter sein.

Unsere Unterkunft:
Das Berghaus Frara am Grödnerjoch bot uns frische Handtücher, richtige Betten und frei Duschen ! Wir waren in einem großen Schlafsaal unter dem Dach untergebracht. Auf einem Balkon konnten wir unsere Strümpfe, Schuhe und Füße lüften mit Blick auf die Cirspitzen. Das Haus liegt direkt an der Strasse, es wäre aber ruhig gewesen, wenn nicht ein paar Deppen nachts lautstark versucht hätten ins Haus zu kommen. Ein Bild des Berghauses mit Cirspitzen im Hintergrund findet man auch in Wikipedia: es ist das Haus unterhalb der Strasse.

Diese anstrengende Etappe war eine der schönsten auf dem Weg nach Venedig. Die Dolomiten sind einfach sehr beeindruckend und diese Tour bot immer wieder neue Ausblicke und Perspektiven. Vor 200 Millionen Jahren sind sie entstanden. Zunächst waren hier noch Meere, und der Sella-Stock war darin ein mächtiges Korallenriff. Vor 35 Millionen Jahren kamen diese Riffe ans Tageslicht und bildeten die Dolomiten.

Wir hatten zunächst naiv angenommen daß viele kurze Ab- und Aufstiege leichter zu bewältigen sind als ein langer Aufstieg, aber das erwies sich als Irrtum. Wenn nach jedem Abstieg immer wieder ein neuer Aufstieg auftaucht kann auch das zermürbend werden. Wie auch immer: die vielen Höhenmeter wollen bewältigt werden !

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