Freitag, 17. Oktober 2008

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 5. Etappe von der Engalm aufs Karwendelhaus

Start: Engalm
Ziel: Karwendelhaus
Entfernung: 16 km
Aufstieg: 1120m
Abstieg: 600 m
Gehzeit: 6h

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Auf der Eng-Alm
"Auf der Eng-Alm"

So wie wir gestern ein motorisiertes Transportmittel benutzt hatten, um vom Ende des Wanderwegs zum Hotel zu gelangen, so wurden wir auch heute per Fahrzeug mit Anhänger zur Engalm gebracht.

Jetzt ist es also raus: wir sind nicht die ganze Strecke nach Venedig zu Fuß gegangen ! An einigen Stellen haben wir Autos, Busse oder gar mal eine Seilbahn benutzt, und wie sich später zeigen wird, sind wir ja auch nur bis Tarzo in Italien gelaufen und dann per Eisenbahn nach Venedig gelangt.

Unser Motto lautete: die Wanderung bzw. das Wandern genießen ( auch wenn sie anstrengend genug war ). Das heißt das stundenlange Laufen an Fahrstrassen haben wir uns z.B. geschenkt, wie auch später die Durchquerung des italienischen Flachlandes, nachdem die Alpenüberquerung geschafft war. Dafür haben wir hin und wieder mal einen Extra-Gipfel bestiegen. Spaß macht es in der Natur und in den Bergen zu wandern, nicht entlang von Teerstrassen.

Wandern im Karwendel
"Wandern im Karwendel"

Aber da gehen die Meinungen natürlich auseinander. So manch einer sieht die Wanderung nach Venedig sehr sportlich und will jeden einzelnen Meter zu Fuß gehen. Wir haben einige Wandergruppen beobachtet ( und bemitleidet ), die brav auf Autostrassen entlang gewandert sind.

Jeder muß für sich selbst entscheiden wieviel Ehrgeiz, Spaß und Sportlichkeit er in die Tour legen will. Meiner Meinung nach ist dieser Kompromiß durchaus sinnvoll für etwas, das man im Urlaub unternimmt: etwas weniger Ehrgeiz, etwas mehr Spaß !

Auch Ludwig Grassler, der Erfinder der Venedigwanderung, sieht das ganz locker, wie man ihn in dem Fernsehbeitrag “Zu Fuss von München nach Venedig – Vom Marienplatz nach Hall” ( das ist Teil 1 der Serie über die Venedig-Wanderung vom Bayrischen Rundfunk ) sagen hört: “Man sollte nicht zu stur sein. Es gibt grundsätzlich zwei Typen: die einen wollen jeden Meter zwischen Marienplatz und Markusplatz gehen, und dann gibt es andere, die sind großzügig, die fahren halt auch mal eine Strecke mit dem Bus.

Auf dem Weg zur Falkenhütte
"Auf dem Weg zur Falkenhütte"

Nachdem wir gestern zwei Ausfälle hatten, mußten wir heute zwei weitere “Verluste” beklagen: Alex, meine Frau, hatte wohl den Tiefpunkt der Tour erreicht ( bei den meisten ist dies der dritte Tag, bei mir war es der zweite ) und fühlte sich am Morgen des fünften Tages unwohl: der Kreislauf wollte nicht so recht anspringen. Sie haderte bis zuletzt mit sich, entschied sich dann aber dafür nicht mit zu gehen und fuhr zusammen mit Rolf und dem Gepäck später nach Tulfes, wo sie die nächsten drei Tage im Hotel verbringen und sich ausruhen würde. Ingrid, die am Vortag häufig mit ihrer Familie per Handy telefoniert hatte war offensichtlich nicht weiter abkömmlich und mußte ihre Tour komplett abbrechen; sie hatte eigentlich zwei Wochen lang mitgehen wollen.

Unsere Unterkunft:
Das Karwendelhaus ist groß aber auch immer gut besucht. Wir wurden unter dem Dach im Matratzenlager untergebracht und es gab kein warmes Duschwasser wegen mangelnder Stromversorgung. Im Restaurant erhielten wir einen Tisch in einem gemütlichen Nebenraum. Der Wirt war stets guter Laune und hatte Zeit für Scherze, obwohl der Laden brummte. Herausragend war der gedeckte Frühstückstisch am Morgen !

Eine stark reduzierte Gruppe kletterte also in den Anhänger und los ging die Fahrt zur Engalm.

Bei herrlichem Sonnenschein wanderten wir entlang des beeindruckenden Karwendel-Massivs von der Engalm über die Falkenhütte zum Karwendelhaus. Endlich mal eine echte Genuß-Wanderung im Vergleich zu den Gewaltmärschen davor !

Mittagsrast machten wir auf der Falkenhütte und ich genehmigte mir eine reichhaltige Nudel-Schinken-Pfanne und die hier viel getrunkene Johannisbeer-Schorle. Zum Karwendelhaus mußten wir jetzt noch 3 Stunden wandern: hinunter zum Kleinen Ahornboden und dann 400 m aufwärts zum Etappenziel, wo es nur kaltes Duschwasser, ein Lager unter dem Dach und ein gutes Abendessen gab.”

Für den morgigen Tag war schlechtes Wetter vorhergesagt und wir rechneten nicht ernsthaft damit den geplanten Übergang über die Birkaspitze machen zu können. Der Hüttenwirt machte uns auch nicht gerade Mut: “Es wird gräuslig werden !”

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