Montag, 15. September 2008

Von München nach Venedig in 28 Tagen: zu Fuß über die Alpen

Es war ruhig hier auf meinem Blog während der letzten 5 Wochen, stimmt’s ? Dafür gibt es einen einfachen Grund: ich war mal wieder auf Reisen und es war mal wieder eine längere Urlaubs-Reise, die ich unternommen habe. Diesmal ging es zu Fuß über die Alpen: vom Marienplatz in München zum Makrusplatz in Venedig in 28 Tagen.

Falls einige meiner Leser sich jetzt mit dem Finger an die Stirn tippen, so ist das eine ganz normale Reaktion, die ich schon bei vielen Bekannten und Freunden beobachtet habe: zu Fuß über die Alpen ? Das ist doch verrückt ! Und sicherlich keine Art, seinen Urlaub zu verbringen, oder ? Wo bleibt da die Erhohlung ?

Tja, es mag vielleicht für manche schwer verständlich sein, aber 26 Tage am Stück Wandern ist für mich und auch für meine Frau eine besondere Art der Erholung. Eine Herausforderung und Anstrengung natürlich, aber durchaus etwas, womit wir unseren Urlaub gerne verbringen: den ganzen Tag an der frischen Luft sein, sich bewegen, immer was neues sehen, die Natur geniesen, die Ruhe, mal ausbrechen aus dem Alltag, weg von Menschenmassen, Technik, Arbeitsstress.

Starting our hike on the Marien Square in Munich
Beginn unserer Alpenüberquerung in München auf dem Marienplatz

Am Sonntag, dem 10. September um 09:00 Uhr morgens traf sich eine Gruppe von 14 Personen in München am Marienplatz, um diese ungewöhnliche Reise zu beginnen: zu Fuß über die Alpen in 26 Tagen, organisiert vom DAV Summit Club. 7 aus dieser Gruppe hatten vor die ganzen 4 Wochen am Stück durchzulaufen, darunter meine Frau und ich.

Der erste Tag bot sogleich die längste Etappe; 36 km zu Fuß aus München heraus, an der Isar entlang, bis nach Gelting hinter Wolfratshausen. Am Ende des ersten Tages war ich fertig: die Füße brannten, die Beine schmerzten, die Erschöpfung war groß, und weiterzuwandern am nächsten Tag fiel schwer. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen 25 weitere Tage zu wandern und Venedig zu erreichen. Eine 4-Wochen-Wanderung hatte ich bisher nie unternommen und das ganze war wohl ein Unternehmen, bei dem man nicht an das Ende oder Ziel dachte, da es einfach zu weit weg lag, sondern sich zunächst immer auf das nächste Tagesziel konzentrierte.

Ich hoffte darauf daß man sich bald ans permanente Wandern jeden Tag gewöhnen würde und tatsächlich trat dies ein. Am Anfang war es für mich und für die meisten anderen eine große Umstellung, eine völlige Umgewöhnung im Vergleich zum gewohnten Tagesablauf, eine neue Art der Belastung und Herausforderung, aber nach einigen Tagen hatte man sich sowohl körperlich wie auch mental an den neuen Tagesablauf gewöhnt: viel laufen, wenig sitzen, viel frische Luft, jede Nacht woanders schlafen, kein Fernsehen, kein Conputer, Leben aus dem Rucksack mit dem, was man tagsüber getragen hat, Konzentration auf mehr grundlegende Dinge wie Füße verbinden oder dafür sorgen, daß man abends trockene Klamotten zur Verfügung hat.

Es war für mich und meine Frau und wohl für alle anderen auch ( außer Ludwig natürlich, unserem Bergführer ) eine Herausforderung, nicht nur sportlicher Art, ein Abenteuer mit neuen Erfahrungen, Hindernissen und Erfolgserlebnissen jeden Tag, ein Streifzug durch die Natur und wunderbare Welt der Berge mit grossartigen Ausblicken und Eindrücken, manchmal mit Problemen und etwas Leid verbunden, wie z.B. Blasen an den Füßen ( glücklicherweise nicht an meinen ) oder die Notwendigkeit, auch bei Regen und Kälte morgens los zu laufen, mit Gehzeiten bis zu 9 Stunden am Tag und Auf- und Abstiegen bis zu 1.500 Höhenmetern. Von den 7 mußte einer nach einer Woche aufgeben wegen blutiger Füße. Manch einer hat mal geflucht oder sich gefragt: “Warum mach ich das ?”

26 Tage später, nach 405 Kilometern zu Fuß, einem Gesamt-Aufstieg von 20.900 Metern (2.36 mal Mount Everest ), 162 Stunden Gehzeit, 6.2 Stunden pro Tag im Mittel ohne einen einzigen Ruhetag, 2 vollen und drei halben Regentagen ( und damit hatten wir wettermaessig viel Glück gehabt ), einem dreitausender Gipfel, dem Piz Boe mit 3.152 m, Wandern durch Schnee und Geröll, Klettern am Fels, erreichten wir Tarzo im italienischen Flachland und hatten die Alpen hinter uns gelassen. Die letzten 70 km bis nach Venedig legten wir per Eisenbahn zurück.

Von den 1024 Photos, die ich während der Tour geschossen habe, habe ich einige bereits im Internet publiziert; sie sind in diesem flickr set verfügbar. Ich werde demnächst weitere Photos hinzufügen. Die angehängte Diashow ( siehe unten ) greift auf dieses flickr set zu.

Natürlich werde ich in gewohnter Weise hier in meinem Blog detailiert über diese Reise berichten und jeden einzelnen Tag genauer beschreiben. Zunächst will ich aber noch die Beschreibung meiner Neuseeland-Reise im Jahr 2000 abschließen, danach geht’s dann los mit mehr Infos über unsere Alpenüberquerung.


Created with Admarket's flickrSLiDR.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow, klasse Aktion! Ich hoffe du berichtest noch mehr von eurer Tour. Mich würde z.B. interessieren welche Route ihr gewählt habt und ob ihr diese Route so weiter empfehlen könnt.

Axel Magard hat gesagt…

Hallo Heiner, über die Route werde ich noch detailiert berichten. Ich habe sie auch schon mal in Google Earth "abgesteckt" ( siehe hier ). Die Route ist natürlich immer wetterabhängig, hohe Übergänge können nur bei stabilem Wetter gemacht werden. Den einzigen Übergang, den wir wegen Regenwetter umgehen mußten war die Birkaspitze im Karwendel am 6. Tag der Tour. Mehr darüber später in meinem Blog.

hotels in venedig hat gesagt…

Nun, das ist, was sie rufen Fernweh.