Freitag, 26. September 2008

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 1. Etappe von München nach Gelting

Start: München
Ziel: Gelting
Entfernung: 35 km
Aufstieg: -
Abstieg: -
Gehzeit: 8h
Anmerkung: Die hier gemachten Angaben basieren auf den Daten, die ich von unserem Bergführer erhalten habe und die auf genaueren Messungen beruhen als die im DAV-Programm genannten Daten.

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Start from Marien Square in Munich
"Start vom Marienplatz in München"
Es war Sonntag morgen, der 10. August 2008, als sich eine Gruppe von 15 Wanderern traf beim Cafe Guglhupf in München, in unmittelbarer Nähe zum Marienplatz. Da waren zunächst mal 7 Mutige, die wie meine Frau und ich die komplette vierwöchige Wanderung machen wollten: Ute aus Lübeck, Cathrin aus Schwerin, Sandra aus Freising, Theresia (“Resi”) aus München und Rolf auf Filderstadt. Dann waren da noch Ronald und Petra aus Karlsruhe, die sich mit der halben Tour begnügen wollten, sowie Thomas und Heidi aus Freiburg, Ingrid aus Belm, Franz-Josef (“Jos”) und Juliane aus Geisenhausen, die nur während der ersten Woche dabei sein wollten. Und nicht zu vergessen natürlich Ludwig, unser Wander- und Bergführer aus Garmisch-Partenkirchen, der uns natürlich die ganzen vier Wochen anführen würde bei unserem Weg über die Alpen.
Meine Frau und ich waren schon am Vortag mittags in München per Deutsche Bahn angekommen und hatten ein Zimmer im Hotel “Mercure München Altstadt” bezogen, nur wenige Schritte von unserem Treffpunkt entfernt, zentral gelegen und einigermassen preisgünstig für Münchner Verhältnisse, somit also eine klasse Empfehlung vom DAV Summit Club, unserem Reiseveranstalter.
Den Samstag hatten wir damit verbracht uns Münchner Spezialitäten einzuverleiben in flüssiger und fester Form, die Stadt zu erkunden, noch ein Wanderhemd für mich zu kaufen uns uns auf den Urlaub einzustimmen.
Unser Tourenbuch
“Um 9:00 Uhr traf sich die tapfere Wandergruppe am Cafe Guglhupf und wurde dort von unserem Bergführer Ludwig begrüßt. Nachdem das Gepäck in einen Kleinbus verladen war ging die erste Etappe unserer Alpenüberquerung los und führte uns zur Isar und rechts des Flusses starteten wir am Deutschen Museum die 35 km Tour bei herrlichem Sonnenwetter. Unser erster Halt war nach 12 km beim Brückenwirt, wo es leckeres Essen gab ….”[1]
… allerdings nicht für mich, da meine Bestellung verbummelt wurde.
Es gibt einige Sprüche von Ludwig während der Reise, die ich bestimmt so schnell nicht vergessen werde. Einer seiner ersten Sprüche bei der Begrüßung am Morgen war gewesen, daß er ein Pünktichkeitsfanatiker sei und auf Pünktlichkeit grossen Wert lege. Wie wichtig ein gewisses Maß an Disziplin bei solch einer Wanderung mit einer Gruppe ist, mag dem ein oder anderen sofort einsichtig erscheinen, manch einem aber vielleicht auch nicht. Ein weiterer Ausspruch war zu hören, als wir den Brückenwirt erreichten: “Einige von Euch sehen schon ganz schön fertig aus ! Wir haben für heute noch 24 km vor uns …”. Wir merkten recht schnell, daß wir bei Ludwig immer mit einem direkten und ehrlichen Feedback rechnen mußten.
“An dieser Stelle kamen auch zahlreiche Holzflöße mit Musikkapellen an, so daß unser weiterer Weg von Musik begleitet wurde. Hin und wieder wechselten wir die Uferseite, die von zahlreichen Radlern, Wanderern und Skatern bevölkert wurde.”
Kloster Schäftlarn
"Kloster Schäftlarn"
Mittagspause machten wir beim Kloster Schäftlarn.
“Um Punkt 18:30 Uhr erreichten wir unser Tagesziel; durstig, hungrig und etwas müde sitzen wir nun im Hotel “Neuer Wirt” und warten aufs Essen.”
Bei mir war es eher müde als hungrig. Nach einer reichhaltigen Pfannkuchen-Suppe machte mein Kreislauf schlapp und ich mußte erstmal die Füße hochlegen. “Toller Anfang”, dachte ich bei mir. “Wie soll das weitergehen ?” Da ich 2-3 mal die Woche Badminton spiele und 1-2 mal Squash dachte ich eigentlich, eine gute Kondition zu haben. Aber Kondition ist nicht gleich Kondition. Eine Stunde lang einem Ball in einem Court nachzujagen ist nicht dasselbe wie mit teilweise 5 km/h 35 km lang zu wandern. Vor dieser ersten Etappe hatte ich mich etwas gefürchtet, denn ich wußte, daß 35 km eine verdammt lange Strecke ist, auch auf vollkommen flachem Gelände.
Ich gebe zu, daß ich mich auf diese Tour nicht weiter vorbreitet hatte außer dem Sport, den ich sonst regelmässig betreibe. Ludwig erwähnte mal, daß er als Vorbereitung vor seiner ersten Alpenüberquerung im Sommer ( er macht üblicherweise zwei pro Jahr ) schon 10.000 Höhenmeter zurückgelegt hat. Das ist sicher die optimale Vorbereitung, aber dummerweise hat nicht jeder Berge vor der Haustür. Wer also aus dem flachen Nordern kommt, muß sich etwas einfallen lassen. “Gute Kondition”, wie im DAV-Programm  angekündigt[2], ist in jedem Fall notwendig, wie wir gleich am ersten Tag merkten.

Unsere Unterkunft:
Das Hotel “Neuer Wirt” bot uns geräumige moderne Zimmer und machte tatsählich einen “neuen” und frischen Eindruck. Das Personal war sehr nett und aufmerksam um unser Wohlergehen bemüht, das Abendessen, das im Biergarten serviert wurde,  reichlich und gut. Am Morgen gab’s ein gutes Frühstücksbuffet.

Diese High-Speed Wanderung am Anfang hatte wohl bei allen in der Gruppe[3]irgendwelche Opfer gefordert: Erschöpfung, Muskelkater, und bei den meisten mehr oder weniger schlimme Blasen an den Füßen. Ich hatte mich während der Wanderung mit Jos darüber unterhalten: irgendwie waren wir auch mehr auf Bergtouren eingestellt, nicht auf ein Rennen durch flaches Gelände.  Ein schlechter Anfang also ?
Ich erholte mich schnell, kehrte (etwas kleinlaut) zur Gruppe und zum Abendessen zurück  und konnte noch etwas Salat und Nachtisch zu mir nehmen.
-


[1] Zitate werden hier immer kursiv dargestellt und stammen, wenn nicht anders vermerkt, aus unserem privaten Tourenbuch, das wir bei Reisen immer täglich schreiben.
[2] "Die Voraussetzungen: Geübter Bergwanderer. Trittsicherheit. Gute Kondition für die Gehzeiten. Wenn Sie alle 4 Wochen am Stück machen wollen, ist eine gute konditionelle Vorbereitung wichtig. Die Wanderung verläuft überwiegend auf guten Wanderwegen. Im Bereich hoher Pässe kann schon einmal etwas Schnee liegen oder es sind nur Pfadspuren vorhanden."
[3] Wenn ich von "allen in der Gruppe" schreibe, meine ich in der Regel alle außer Ludwig, für den Bergwandern sicherlich keine besondere Herausforderung darstellt.

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