Dienstag, 24. Juli 2018

Wieder unterwegs mit dem Wohnmobil – Etappe 6 – Noch ein Tag in Amsterdam

Am Morgen radelten wir wieder zur Ilplein-Fähre, nachdem wir im Camping-Restaurant gefrühstückt hatten, und setzten abermals nach Amsterdam über.

Ferry arriving in Amsterdam 

Zielstrebig steuerten wir den Dam Square an, wo um 11:00 Uhr eine “free tour”, veranstaltet von 360amsterdamtours, stattfinden sollte. Wir erspähten auch gleich eine Mitarbeiterin der Firma, leicht zu erkennen an einem großen orange-farbenen Schirm, und meldeten uns für die Tour an. Um 11:00 Uhr ging es dann los mit Barm, einem Musikstudenten, der uns allerhand über Amsterdam wie auch über die holländische Laissez-Faire-Kultur erzählte. Das Wetter war herrlich, Sonne pur und sommerlich warm.
Magna Plaza

Die Tour begann vor dem Royal Palace, der für Louis Bonaparte errichtet wurde, dem Bruder von Napoleon Bonaparte, als dieser zum König von Holland ernannt wurde. Da ihn das Marktgeschehen vor seinem Palast störte wurde der Markt und alles sonstige hier kurzerhand verlegt, weswegen der Platz heute einen eher verwaisten Eindruck macht.Wir spazierten zur ersten Gracht zwei Strassen weiter. Bis hierhin reichte Amsterdam ursprünglich, hier gab es eine Statdtmauer mit Tor, dahinter begann Sumpf-Landschaft.
Die schiefen Häuser
von Amsterdam

Heute verfügt Amsterdam über mehrere Grachtengürtel, auf dem Stadtplan kann man bis zu sechs Kanäle parallel gelegen erkennen. Insgesamt gibt es 100 Grachten, in der Summe 100 km lang, mit 1000 Brücken. Die Häuser an den Grachten sind typische Handelshäuser, schmal, leicht nach vorne geneigt und mit einem Haken am Dachgiebel: über Seile wurden die erstandenen Waren auf einen Speicher unter dem Dach befördert. Im Keller läßt sich nix lagern, alles würde zu feucht werden. Amsterdam ist ( wie Venedig ) auf Holzstämmen erbaut, die im Wasser stehen.
Hier in Amsterdam mündet die Amstel, nach der auch ein bekanntes holländisches Bier benannt ist, in die Ij.
Begjinenhof 

Über die Amstel wurde ein Damm gebaut, auf dem die ersten Häuser standen, so erhielt die Stadt ihren Namen: Amsterdam. Das Wasser der Amstel fließt unterirdisch in die vielen Kanäle ringsum. Zwei Stunden dauerte die Tour und wir lernten auch viel über die Toleranz der Holländer. In Coffeshops kann man auch Kaffee bekommen, doch dafür geht man besser in ein Cafe oder eine Bar. Coffeeshops dienen eher dem Konsum von Haschich oder Mariuhana. Alkohol trinken auf der Strasse ist verboten, außer am Geburtstag des Königs ( der bekannt dafür ist gerne selbst Bier zu konsumieren ).
Amsterdam Water Ways
Wenn aber jemand Äpfel für € 5 verkauft und dazu einen gratis Drink, dann ist das die “Brücke”, die ein Polizist braucht, um ein Auge zuzudrücken. Holländische Toleranz eben !

Amsterdam ist die Stadt der Fahrräder. Ich habe noch nie in einer Stadt so viele Fahrräder gesehen. Es gibt 838.000 Einwohner und mindestens ebensoviele Fahrräder. Sie stellen auch gleichzeitig die größte Gefahr dar in Amsterdam, denn wie bei uns auch gibt es zwar Regeln im Strassenverkehr, Fahrrad-Fahrer halten sich aber selten daran.


Am Nieuwmarkt
Fahrräder klauen scheint ein Volkssport zu sein in Amsterdam, weswegen die meisten mit den billigsten Klapper-Gestellen unterwegs sind. Kommt einem das Fahrrad abhanden klaut man sich am besten selbst eins, oder kauft ein gebrauchtes für € 50, wenn man Glück hat für € 10, was wahrscheinlich dann ebenfalls geklaut war. Man sollte nicht zu sehr an einem besonderen Fahrrad hängen, meinte Bram, dem in vier Jahren neun Räder abhanden gekommen sind. Sein Vater, wie er erzählte, klaut ebenfalls gerne Fahrräder, vorwiegend kaputte, repariert sie dann und stellt sie wieder ab wo er sie “gefunden” hat, wenn er sie nicht anders los wurde, ein “Robin Hood” der Fahrräder sozusagen.
Auf den Kanälen von Amsterdam 

Man sagt, daß auch auf dem schlammigen Grund der Kanäle eine Schicht Fahrräder liege, neben ein paar Autos, von denen auch eins pro Woche ins Wasser fällt, obwohl die Stadt für viel Geld an den meisten Ufern niedrige Metallzäune errichtete.
( Nicht alles was ich hier berichte haben wir auf Bram’s Tour erfahren, einiges auch auf der später folgenden Kanal-Rundfahrt. )
Man sieht überraschend wenig Autos. Auf meine Frage, warum das so sei, erfuhr ich die zwei Hauptgründe: erstens ist Parken in Amsterdam sehr teuer, € 7 pro Stunde, und zweitens sind Autofahrer immer im Unrecht, wenn es zu einem Unfall mit einem Fahrrad kommt – selbst wenn das Fahrrad in ein stehendes Auto fährt.
NEMO Science Museum Amsterdam 

Wir sahen u.a. noch das schmalste Haus Amsterdam, das älteste Holzhaus, eine Wohn-Oase für Nonnen, der Begjinenhof, mit einer katholischen Kirche versteckt in einem Privathaus – dieses Versteckspiel war üblich in der Zeit des protestantischen Regimes hier – das ehemalige Männergefängnis, und einiges mehr.
Um 13:00 Uhr endete die Tour. Sie war natürlich nicht wirklich “free”, jeder war angehalten ein Trinkgeld zu geben, je nachdem, wie die Tour gefallen hatte.
Chines Restaurant and
NEMO Science Museum Amsterdam

Wir aßen ein Sandwich im ruhigen, schattigen Innenhof des Amsterdam-Museums, schlenderten dann an einem Kanal entlang zum Blumenmarkt, wo überwiegend Kitsch feilgeboten wurde, zur Oper und zum Nieuw Markt mit dem Waaghujs, durch das Chinesen-Viertel zurück zum Bahnhof, von wo aus wir um 17:00 Uhr zu einer einstündigen Kanal-Rundfahrt starteten. Amsterdam ist die Stadt der Kanäle, man schaut sie sich am besten von dort aus an.

So voller Eindrücke spazierten wir anschließend noch zu dem gigantischen Sea Palace, einem schwimmenden China-Restaurant nicht weit vom Bahnhof entfernt, um dort unser Abendessen einzunehmen, bevor es mit Fähre und Fahrrad ( letztere glücklicherweise nicht geklaut ) zurück ging zum Campingplatz Vliegenbos.

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