Sonntag, 13. Juli 2014

Unterwegs mit dem Wohnmobil – Etappe 5 – Roebel an der Müritz

Früh am Morgen um 07:30 Uhr klingelte der Wecker; wir wollten rechtzeitig um 10:00 in Banzko sein.

Beim Landhaus Bötcher
Die Nacht war kalt gewesen, es fiel mir schwer das einigermaßen warme Bett zu verlassen. Gleich jedoch kam die Sonne hervor und brachte Wärme. Wir frühstückten im Wohnmobil und fuhren noch vor 09:00 Uhr los. Frühzeitig kamern wir in Banzko an und parkten auf dem Dorfplatz vor der Kirche. Wir liefen wenige Meter bis zu einer Zugbrücke, wo wir uns mit den “Lewitz-Kiekern” treffen wollten. Wir wanderten noch etwas herum am Kanal, dann aber war das Boot der “Lewitz-Kieker”, das früher mal als Schlepper gedient hatte, schon zur Stelle und noch vor zehn Uhr, nach einer Begrüßung durch den Käptn und seiner Frau tuckerten wir los, unter der hochgezogenen Zugbrücke hindurch in eine Schleuse und von dort in den Kanal hinein, der uns durch die Lewitz führen sollte.
Willkommen zur Fahrt
mit den Lewitz-Kiekern
In der Schleuse hatten wir gleich die Begegnung mit unserem ersten Vogel heute: einer Rauchschwalbe, die ihre Nest direkt zwischen den Mohlen der Schleusenkammer gebaut hatte, und bereits ihre Jungen großzog. Direkt hinter der Schleuse, die noch manuell von einem Schleuser bedient wurde, kreisten Rotmilane über unseren Köpfen.
Gemächlich tuckerten wir voran durch den Kanal, der früher mal zum Abtransport von Holz genutzt wurde, zu einem der nahegelegenen Schlösser und auch weiter bis nach Hamburg zum Fische räuchern. Den Kanal kann man durchaus als “Wasserallee” bezeichnen, denn die meiste Zeit ist er von Bäumen gesäumt, z.B. von prächtigen Eichen.
Wunderschöne Lewitz Region
Ein paar von denen wollte mal jetzt abholzen mit allen möglichen Begründungen ( “die Wurzeln machen die Uferbefestigungen kaputt”), aber, wie unser Käptn meinte, da waren wohl eher einige Bonzen auf das wertvolle Eichenholz scharf. Jedenfalls haben Proteste von NABU und Grünen diesen Unsinn vorerst verhindert.
Auf der anfänglichen schnurgeraden Strecke durfte ich mal das Ruder übernehmen und Kapitän spielen. Mit uns auf dem Boot waren neben dem Käptn und seiner Frau noch ein Ehepaar, die aus dieser Gegend stammten. Normalerweise ist die Mindestteilnehmerzahl für diese ornithologischen Touren mit den “Lewitz-Kieker” 10, wir hatten aber das Glück daß die Tour dennoch stattfand mit nur 4 Teilnehmern, einfach damit sie wohl endlich mal überhaupt wieder stattfand.
Beutelmeisen-Nest - ein Kunstwerk !
Dadurch hatten wir jede Menge Platz auf dem geräumigen Boot. Es gab auch ein WC, das mit Handpumpe betrieben werden mußte, aber gut funktionierte.
Nach zwei Kurven und einer paar Brücken stoppten wir erstmal im Schilf um mühsam ein Beutelmeisen-Nest in einem Baum zu erspähen. Diese Nester sind architektonische Kunstwerke und baumeln wir Körbchen an Bäumen, meist Birken und Weiden, in Nähe des Wassers.
Bald danach bogen wir in einen anderen Kanal in Richtung Garbow ab. Alex und ich entdeckten alsbald ein weiteres Beutelmeisen-Nest, in Greifnähe direkt über dem Wasser baumeln.
Zurück nach Banzko
Unser Käptn hatte es übersehen, er war zu sehr ins Gespräch mit dem anderen Teilnehmer, einen ehemaligen Schulfreund, vertieft, versprach dann aber daß wir uns das auf der Rückfahrt näher ansehen würden.
Mittlerweile hatten wir Fischadler, Kormorane und Gänse erspäht. Drei Brücken weiter machten wir fest und erkletterten einen Aussichtsturm, von wo aus wir allerhand Vögel auf dem nahegelegenen Weiher beobachten konnten. Dann ging’s zu einem weiteren Beutelmeisen-Nest, diesmal so gut zu sehen und so nahe, daß ich es sogar fotografieren konnte.
Schwalbennest in der Schleuse
Nun gab’s Mittagessen: Bockwürstchen mit Brötchen, dazu ein gutes Lübzer Pils, das recht mild ist, aber gut schmeckt, oder wer wollte Wasser oder Apfelschorle.
Wir fanden das von uns entdeckte Beutelmeisen-Nest wieder und konnten tatsächlich bis auf Armeslänge heranschippern. Selbst unser Käptn war begeistert von diesem Fund und machte ein paar Aufnahmen mit seinem Smartphone.
Bald umrundeten wir die Insel an der Stelle, wo die beiden Kanäle, die wir befahren hatten, sich treffen, dann ging es zurück Richtung Banzko. Alex entdeckte sogar noch einen schillernden Eisvogel übers Wasser flitzen und flux im Gebüsch verschwinden.
Unser Stellplatz in Röbel an der Müritz
Mit dem Wohnmobil zu reisen ist schon beschaulich und entschleunigt ungemein, aber mit so einem Bootchen durch die Kanäle eines Naturschutzgebietes zu tuckern überbietet diese Erfahrung noch. Das Wetter war uns gewogen: ein paar Wolken, ansonsten sonnig und klar.
Um 15:00 Uhr erreichten wir wieder die Schleuse von Banzko und eine halbe Stunde später legten wir an und beendeten unserern Trip.
Nach einem Kaffee in der “Pony Bar” ging’s zurück zum Wohnmobil und wir entschlossen uns den Stellplatz am Röbeler Seehafen anzufahren.
Entsorgungsplatz
auf dem Stellplatz in Röbel
Wichtiger Pluspunkt laut ADAC-Stellplatzführer: dort sollte es eine Wasserentnahmestelle mit Schlauch geben; wir waren noch nicht dazu gekommen uns einen eigenen zu besorgen.
Das Navi prognostizierte 2 Stunden Fahrzeit, aber wir kamen wesentlich schneller voran und langten weit vor 18:00 Uhr dort an. Der versprochene Wasserschlauch erwies sich als Mär: er befand sich nicht an der Wasserentnahmestelle, sondern an der Entsorgungsstelle, seine Verwendung zum Betanken mit Frischwasser war also nicht empfehlenswert.
Wenigsten bekamen wir von der Hafenmeisterin eine Plastikkanne und konnten so amateurhaft unseren Frischwassertank Kanne für Kanne befüllen.
Haus in Röbel
Die Entsorgung erwies sich als noch schwieriger: der Entsorgungsschacht war so positioniert, daß man schon Könner sein mußte, um das Wohnmobil da drüber zu bringen. Er befand sich schräg vom Weg liegend mit einem kleinen Häuschen daneben und einem Baum gleich dahinter. Ich versuchte es trotzdem. Als ich stoppte um hinten nachzusehen wieviel Platz noch war vergaß ich die Handbremse zu ziehen, der Wagen rollte noch ein Stück weiter, bis ich die Bremse endlich gezogen hatte, aber – dumm gelaufen – der Baum war gerammt und eine Schiene des Fahrradträgers verbogen.
Immerhin: nur ein Stück Blech erstmal.
Windmühle von Röbel
Trotzdem gaben wir an der Stelle entnervt auf, fuhren zu unserem Stellplatz und entleerten auch den Abwassertank wie zwei Anfänger ( die wir ja waren ): Eimer für Eimer.
Anschließend montierten wir die verbogene Schiene ab und versetzten die mittlere nach außen. Erster Schaden also, neben der Beschädigung unseres Egos: ein verbogenes Stück Alu-Schiene.
Als all das geschafft war bezahlte ich unsere Gebühren bei der Hafenmeisterin für zwei Tage: Strom für zwei Nächste je € 2, Kurtaxe für zwei Personen und zwei Nächte insgesamt 4 €, Duschmarken 2 x 1 €, und die Stellplatzgebühr, insgesamt € 34.
Wir gingen erstmal ein Bier trinken in der nahe gelegenen Kneipe, aßen dann zu Abend ( mit Blick auf den See ) und ließen den Tag langsam ausklingen.
Schwäne auf dem Röhrteich
Am nächsten Tag, nachdem ich eine Radwander-Karte und eine Ausflugskarte von dieser Gegend gekauft hatte, starteten wir zu einer Radtour ins Dorf, das über eine hübsche Holländermühle verfügt, die vor einiger Zeit eine ältere Mühle ersetzte, die vom Sturm niedergemacht wurde. In einem Laden für Camping- und Angelzubehör fragten wir nach einem kurzen Wasserschlauch mit Anschlußstücken – vergeblich. Nun radelten wir ein kleines Stück nach Norden an der Müritz entlang bis Gotthum, dann bogen wir ins Landesinnere ab Richtung Teufelsbruch, wo wir zwei Seen anfuhren: den lauschigen Röhrteich mit Unmengen an Seerosen und einem Schwanenpaar mit fünf Jungen, dann den Gliensee.
Endlich ein Schlauchstück
für Frischwasserbetankung
Die Umrundung dieses Sees ist mit Fahrrädern schwierig, weil man Stege und Stufen sowie zahlreiche Baumwurzeln überwinden muß. Wir kehrten alsbald nach Röbel zurück. Der Himmel war den ganzen Tag überwiegend bewölkt, es wehte ein frischer Wind.
In einem Baumarkt fanden wir endlich das ersehnte Wasserversorgungs-Equipment. In einem Lidl kauften wir dann noch Organensaft, Magarine und zwei Stück Kuchen ein, dann fuhren wir zum Hafen, wo eine Fischbude mit frischen Aalbrötchen lockte, mit € 4,50 nicht ganz billig, aber gut.
Wir kehrten zu unserem Wohnmobil zurück.
Blick hinüber nach Röbel
Die Hafenmeisterin empfing uns gleich und bat uns unser Wohnmobil nochmal umzusetzten, damit eine zusätzliche Lücke entstand, der Platz war nämlich mittlerweile rappelvoll. Gesagt, getan; bei dieser Gelegenheit fuhren wir noch mit den Vorderrädern auf unsere mitgebrachten Rampen, um den Wagen gerade auszurichten.
Nach einer Teestunde planten wir den weiteren Verlauf der Reise. Morgen wollen wir die Müritz umrunden oder wenigsten bis Waren fahren, von wo wir ein Schiff zurück nach Röbel nehmen können, das um 18:30 abfährt.
Die Müritz
Für übermorgen hatten wir uns dann schon einen kleinen Stellplatz am Kölpinsee ausgeguckt. Ich ging zur Hafenmeisterin und bezahlte für eine weitere Nacht, interessanterweise nur € 14. 
Gegen 18:00 Uhr spazierten wir zu einem nahe gelegenen Hotel am See und ergatterten einen Tisch mit gutem Blick auf den Fernseher. Die Kneipe des Campingplatzes hatte sich geweigert uns einen Tisch zu reservieren. Schade, beim nächsten mal vielleicht. Sowohl das Essen ( Fischteller und Matjes in Kartoffeln ) wie auch das 4:0 gegen Portugal schmeckten uns gut.
Radeln um die Müritz
Den Portugiesen fiel nicht viel ein ausser faul zu spielen. Nachdem sie nur noch zu zehnt waren und die Deutschen in der ersten Halbzeit drei Tore gemacht hatten war der Rest ein Kinderspiel.
Nach diesem sportlichen und kulinarischen Ereignis machten Alex und ich noch einen Spaziergang durch Röbel, und fanden dabei den von Alex ersehnten Briefkasten und den von mir ersehnten Geldautomaten der Volksbank.
Am nächsten Tag, dem Dienstag, den 17.6.2014, um 09:30 Uhr, starteten wir zu einer sportlichen Radtour rund um die Müritz, dem größten Binnensee Deutschlands.
Vogelbeobachterin
Wir umfuhren den See entgegen dem Uhrzeigersinn, es ging also zunächst Richtung Ludorf, dann weiter über Vipperow nach Rechlin. immer dem Müritz-Rundwanderweg folgend. Zunächst hatten wir noch einen schönen Blick auf Röbel vom anderen Seeufer aus, dann bot sich kurze Zeit später ein weiterer großartiger Ausblick auf die Müritz von einer Erhebung aus, mit Blick auf das einsame Haus auf dem Großen Schwerin an der Zähnerlank-Bucht. An dieser Ausguckstelle war ein Stadtarbeiter zugange, der alle Vorbeiradelnden dazu aufmunternde, auf diese kleine Anhöhe zu steigen und den Ausblick zu genießen, anstatt wie besessen um die Müritz zu radeln.
Sümpfe im Müritz Nationalpark
Das Wetter heute war wechselnd bewölkt mit sonnigen Abschnitten, aber immer noch ein frischer Wind aus dem Norden.
Hinter Vipperow querten wir die Brücke über den Müritzarm, dann ging es weiter nach Rechlin zu einem kleinen Hafen mit hübschen Stellplätzen. In dem dortigen Hafenrestaurant genehmigten wir uns erstmal zwei kleine Radler, bevor wir weiterradelten Richtung Naturschutzgebiet. Dieses beginnt bei Boek; ab hier ist kein Autoverkehr mehr erlaubt. Noch 22,5 km bis Waren. Der Radweg führte durch lichte Wälder und Sumpfgebiete.
Blick nach Waren
Ab und an verlief der Weg unter Aussichtstürmen hindurch, auf einem hielten wir vergeblich Ausschau nach nennenswerten Vöglen. Ein Radler, der uns entgegenkam, verriet uns aber eine Stelle wo wir Kraniche beobachten konnten, und tatsächlich, nach etwa 3-4 km fanden wir die Stelle und sahen jede Menge Kraniche.
Im weiteren Verlauf der Tour entdeckten wir dann auch große Horste auf Strommasten, und daneben oder darinnen hockend Seeadler, teilweise sogar mit ihren Jungen. Gegen 16:15 Uhr erreichten wir die ersten Häuser von Waren und blieben beim ersten Hotel mit Terrasse zum See und Blick auf See und Waren hängen, um eine Kaffepause einzulegen und den leckeren hausgemachten Pflaumen-Streuselkuchen zu probieren.
Hafenpromenade von Waren
In Waren angekommen überlegten wir einen Augenblick, ob wir ein Schiff der Blau-Weißen Flotte um 17:30 Uhr oder 18:30 Uhr zurück nach Röbel nehmen sollten, bis schließlich mein sportlicher Ehrgeiz obsiegte: ich wollte doch die Umrundung der Müritz vollenden. Wir radelten weiter und nach einer Weile belehrte uns ein Wegweiser: noch 31 km bis Röbel.
Wir kamen an Klink vorbei mit seinen Stränden und einer Klinik und radelten wacker weiter bis nach Sietow Dorf. Dort zweigten wir ab zum Hafen und entdeckten dort ein uriges Lokal mit Fischräucherei.
Fußball gucken in der Fischräucherei
Die Fischsuppe, geräucherte warme Forelle und Matjesstückchen schmeckten herrlich, der Kümmel oder Gebirgskräuter-Schnaps hinterher war jetzt nicht so unser Ding, aber das einzige Verdauungshilfsmittel, das man hier kriegen konnte.
Um 20:15 Uhr, nach dem Länderspiel Belgien gegen Algerien, das die Belgier schließlich doch noch mit zwei Treffern für sich entschieden, nahmen wir uns die letzte Etappe vor und erreichten uns Wohnmobil 1 1/4 Stunden später, ziemlich fertig nun nach 101 km, die mein Fahrradcomputer anzeigte.

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