Neuseeland-Reise 2000, Tag 21 (21.Oktober) - Franz Josef Gletscher
Dummerweise war das Glacier View Motel für heute ausgebucht, so daß ich meinen Aufenthalt nicht einfach verlängern konnte und in aller Früh noch umziehen mußte ins Terrace Motel. Nachdem dies erledigt war kaufte ich mir Proviant ein, frühstückte im Cafe Franz und fand mich um 08:30 Uhr bei der Guiding Company ein. Wie vorhergesagt war das Wetter brilliant: Sonne pur und keine Wolken den ganzen Tag.
Approaching Franz Josef Glacier |
Zunächst erhielten wir unsere Schuhe mit Spikes - ich mußte 5 Paar anprobieren, bis ich passende fand - dann ging es mit dem Bus über die Stichstrasse bis in die Nähe des Gletschers. Am Parkplatz erhielten wir jeder einen Eispickel, dann wanderten wir 45 Minuten lang zunächst durch Busch, dann an einem Flußbett entlang zum Gletscher.
Dort zogen wir die speziellen Spike-Schuhe an und dann führte Bob, unser Wanderführer, die 12-köpfige deutsch-schwedisch-australisch-südkoreanisch-neuseeländsiche Gruppe das anfänglich steile Eis empor, nachdem er uns über das richtige Gehen ( immer volles Gewicht auf den Fuß, keine zögernden, tastenden Schritte ! ), Sicherheit, und auch über den Gletscher selbst informiert hatte. Am Anfang war die Route gut durch Seile und ins Eis gehauene Stufen gesichert, letztere von Bob immer wieder ausgebessert oder neu angelegt wurden.
Im Eis-Tunnel |
Wir mußten durch einen Eistunnel, durch den das Wasser rauschte, dann erkundeten wir eine Höhle, durch die man nur hockend durch kam. Weiter ging es, zuerst über flacheres Gelände, an tiefen Löchern vorbei, dann über Gletscherspalten, die teilweise mit einem großen Schritt oder aber über einen schmalen Steg zu überqueren waren.
Nach der Mittagspause ging es dann in einen Irrgarten aus tiefen Rinnen und Schluchten. In einer Rinne erwies sich der Untergrund als sehr trügerisch: mehr Wasser als Eis ! Einmal verschwand mein rechtes Bein nach einem Tritt bis zum Oberschenkel in einem Eisloch. Um nasse Füße und Hosen kam keiner herum, spätestens als wir uns eine Eisrinne hinab arbeiteten, durch die das Wasser nur so rauschte und in der wir mit den Schultern auf beiden Seiten die steil aufragenden Eiswände berühren konnten.
Im Eis-Labyrinth |
Diese großartige Tour in einer bizarren, für mich völlig neuartigen Landschaft führte uns etwa 500-600 m in die Höhe und wir legten eine Strecke von 10-15 km zurück. Insgesamt waren wir etwa 8,5 Stunden unterwegs gewesen, davon mindestens 6 Stunden im Eis auf dem Gletscher. Wir erlernten einige Techniken im Umgang mit dem Eispickel. Der Abstieg erwies sich dann als leichter als befürchtet, dennoch kostete die Tour einige Anstrengung.
Wir kamen alle heil unten an und fuhren schließlich zurück ins Dorf. Nach Pizza, Bier, Dusche war ich nun ziemlich fertig, aber glücklich darüber eine weitere großartige Erfahrung dem Schatz meiner Erfahrungen hinzugefügt zu haben. Trotz großer Müdigkeit sah ich mir am Abend im Fernsehen noch den kompletten "Titanic"-Film an.
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