Mittwoch, 12. November 2008

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 9. Etappe von der Lizumer Hütte zum Tuxerjochhaus

Start: Lizumer Hütte
Ziel: Tuxerjochhaus
Entfernung: 10,5 km
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 900 m
Gehzeit: 6h

Google Earth Ansicht

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Lake below Pluderling-Sattel
"Junssee unterhalb des Pluderling-Sattel
Meine Frau schrieb in unser Tourenbuch: “Pünktlich um 07:30 Uhr ging die Tour los, nach einem recht kurzen Frühstück. 3 Stunden stiegen wir an, teilweise durch recht tiefen Schnee zum Pluderlingsattel (2.743 m), den wir gegen 10:30 Uhr erreichten. Die Sonne schien von einem fast wolkenlosen Himmel, aber auf über 2.000 m wehte ein recht frischer Wind. Vom Sattel aus gab es noch einen kurzen Anstieg von 100 Höhenmetern auf den Gipfel des Geier, den meine Frau und ich allerdings ausließen.
Dies sollte die einzige Wanderung sein, die ich auf dem Weg nach Venedig auslassen würde. Ich war von dem Bergpanorama hier oben auf dem Sattel und dem tollen Wetter bereits so begeistert, daß ich und auch Alex lieber 20 Minuten darauf verwendete dieses Panorama zu genießen, anstatt noch einen Abstecher auf den Extra-Gipfel zu machen.
Behind Gschützspitzsattel
"Abstieg vom Gschützspitzsattel"
Der steile Abstieg mit Schnee, Matsch und Geröll führte uns vorbei an einem Bergsee, dem Junssee.
Der Abstieg war nicht ganz ungefährlich, denn es war rutschig und anfangs fiel der Hang zur Linken steil ab zum Junssee. Ein Fehltritt hier war absolut nicht angebracht. Als die übliche Unterhaltung in der Gruppe einsetzte gebot Ludwig zu Recht Ruhe und mahnte uns, uns auf unsere Schritte zu konzentrieren.
Wanderstöcke waren besonders auf dieser Etappe sehr hilfreich und sind im allgemeinen, speziell bei einer 4-wöchigen Wanderung, ein sehr empfehlenswerter Ausrüstungsgegenstand. Ich benutzte sie vorwiegend bei langen und steilen Abstiegen, um meine Knie etwas zu entlasten. Grundsätzlich sollen sie aber mehr der Balance dienen, als sich damit einen Berg hoch zu stemmen oder runterwärts abzufangen, wie uns Ludwig schon frühzeitig erklärt hatte. Soviel Kraft, wie man in den Beinen hat, kann man mit Armen und Schultern nicht aufbringen. Um aber besser das Gleichgewicht zu halten bzw. zu korrigieren wenn man einmal etwas strauchelt, sind sie ideal. Jeden kleinen Fehltritt, den man ohne Stöcke ausgleichen muß, kostet wieder ein Quentchen Kraft auf so einem langen Weg wie der nach Venedig.
Waterfall seen on our way to Tuxerjoch-Haus
"Wasserfall im Weidental"
Wofür man Stöcke aber garantiert nicht verwenden sollte ist, sie jemandem zur Hilfe zu reichen, der z.B. einen Abhang herunter gerutscht ist, um ihn wieder hoch zu ziehen. Auf Zug-Belastung sind diese Stöcke absolut nicht ausgelegt und gehen auseinander ! Ich habe das einmal bei einer Wanderung auf Reunion beobachtet und es wäre dabei fast zu einem schlimmen Sturz gekommen, weil sich ein Wanderer von einem anderen mit einem Wanderstock hochziehen lassen wollte und der Stock dabei auseinander fiel, da die Teleskopstöcke ja aus mehreren ineinander gesteckten Rohren bestehen.
Unsere Unterkunft:
Das Tuxerjochhaus wird von Ludwig Grassler in seinem Buch als ein bevorzugter Standort genannt, um einen Abend in einem herrlichen Bergpanorama zu verbringen. Die Aussicht war tatsächlich großartig und läßt sich auch bei kühler Witterung auf der gläsernen Veranda genießen. Plätze sind allerdings limitiert und der Wirt bekannt dafür, Wanderer einfach weiterzuschicken, wie man auch im 2. Teil des Fernsehbeitrags “Zu Fuss von München nach Venedig – ...” vom Bayrischen Rundfunk sehen kann.
Unsere ganze Gruppe war unter dem Dach in einem grossen Schlafsaal untergebracht mit Stockbetten und Matratzen. In der kleinen Gaststube bekamen wir ein gutes Abendessen und konnten dabei den Kühen zuschauen, wie sie artig zum Stall trabten.
Nach diesem Abstieg bot sich dann bereits der nächste Sattel an, den es zu überwinden galt: den Gschützspitzsattel (2.657 m).
Als wir diesen überwunden hatten lag vor uns ein grünes, tiefes Tal, von Schnee, durch den wir noch beim Anstieg gestapft waren, keine Spur mehr hier südlich des Sattels. Ein bequemer Pfad schlängelte sich in die Tiefe.
…. es ging 600 m abwärts ins Weidental, wo wir an einem schönen Wasserfall rasteten, unter den wachsamen Augen zahlreicher Murmeltiere. Als dann auch noch die letzten 300 Höhenmeter – wieder bergan – überwunden waren ließen wir uns müde, aber zufrieden in unserem Lager nieder und bevor es in Waschraum oder Dusche ging vertilgten wir ein riesiges Stück Sachertorte !

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