Sonntag, 22. Juli 2007

Ungesättigte Fettsäuren

Da ich in letzter Zeit oft von zu Hause aus arbeite erreichen mich auch viele Telefonanrufe, die tagsüber normalerweise von meinem Anrufbeantworter "abgehandelt" werden und bei denen es darum geht uns etwas zu verkaufen.
So auch diese Woche. Ein nette Dame am Telefon wollte eigentlich meine Frau sprechen, so daß ich sie darüber informieren mußte, daß diese nur abends zu erreichen wäre. Ungeachtet dieser Information erreichte mich am nächsten Tag wieder ein Anruf zum selben Thema. Wieder mußte ich der Anruferin sagen, daß meine Frau momentan nicht zu erreichen wäre.
"Dann spreche ich mal mit Ihnen", entgegnete die Anruferin und begann dann einen Vortrag über ungesättigte Fettsäuren und irgendwelchen Kapseln, die sie uns verkaufen wollte. "Mit einer Kapsel können Sie Ihren Tagesbedarf an ungesättigten Fettsäuren decken !", verkündete sie stolz.
"Wie hoch ist denn mein Tagesbedarf an ungesättigten Fettsäuren ?", entgegnete ich ungerührt, dabei denkend: "Und was sind eigentlich ungesättigte Fettsäuren ?"
Schweigen am anderen Ende der Leitung. "Ich denke nicht, daß ich sowas brauche", beendete ich das Gespräch, "ich ernähre mich ausgewogen."

Kein Wunder, daß diese Telefon-Verkäuferin meine Frau sprechen wollte. Wir Männer sind für so etwas wohl eher eine schwierige Zielgruppe.

Blieb nun dennoch die Frage: was sind ungesättigte Fettsäuren, wozu braucht man die, wie kriegt man die und wieviel braucht man davon ?

Ein Blick in unseren Brockhaus war wenig ergiebig und auch nur dadurch erfolgreich, daß meine Frau wußte, daß ungesättigte Fettsäuren auch Linolsäure oder Linolensäure heißen - doppelt bzw. dreifach ungesättigte Fettsäuren. Linolsäure kommt reichlich in Sonnenblumen- und Olivenöl vor und senkt den Cholesterinspiegel des Blutes.

Ein Blick in das deutsche Wikipedia war da schon ergiebiger: Fettsäuren sind zunächst einmal Kohlenstoffketten, die sich durch die Anzahl der Kohlenstoffatome und die Anzahl von Doppel- oder Mehrfachbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen unterscheiden. Es gibt etwa 400 verschiedene und 10-12 häufig auftretende Fettsäuren, die in pflanzlichen Samenölen vorkommen.

Als Essentielle Fettsäuren bezeichnet man Fettsäuren, die der Organismus nicht aus anderen Nährstoffen synthetisieren kann. Für den Menschen sind all jene Fettsäuren essentiell, die mindestens eine Doppelbindung distal (von der Carboxylgruppe weg) vom neunten C-Atom haben. Eine gesättigte Fettsäure ist eine Fettsäure, die keine Doppelbindungen zwischen C-Atomen aufweist. (...) Stearinsäure, eine gesättigte Fettsäure
Ungesättigte Fettsäuren
besitzen eine Doppelbindung und mehrfach ungesättigte Fettsäuren haben zwei oder mehrere Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen der Kette. Da in natürlichen Fettsäuren die Doppelbindungen meist in der cis-Konfiguration vorliegen, entsteht ein Knick von etwa 30° in der Kohlenwasserstoffkette. (...) Ölsäure, eine ungesättigte cis-Fettsäure.


Soweit, so gut und interessant. Bleibt nun die Frage nach meinem Tagesbedarf, und ob ich den auf natürliche Weise decken kann ?

Ein Dr. med. Hans M. Michaelis aus 47877 Willich schreibt dazu:

Ungesättigte Fettsäuren sind gesundheitswichtig, insbesondere die mehrfach ungesättigten Omega-6- und Omega-3 Fettsäuren. Im Gegensatz zu einfach ungesättigten Fettsäuren, kann der Körper diese nicht selbst produzieren. Da sie wichtige Strukturaufgaben in der Zelle erfüllen (
sie sind insbesondere in Zellmembranen enthalten, was ich woanders gelesen habe), braucht sie unser Organismus, um funktionsfähig zu bleiben. Sie gelten daher als essentielle Fettsäuren, die in ausreichender Menge mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.

Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure-Familie): Der Tagesbedarf liegt bei 7 - 10g. Ist die Zufuhr über längere Zeit zu niedrig, treten Mangelsymptome auf, z.B. Wachstumsstörungen, Hautveränderungen und Infektanfälligkeit. Da die heute übliche Mischkost genügend Linolsäure enthält, sind Gesundheitsprobleme durch Unterversorgung kaum zu befürchten. Problematischer ist dagegen eine optimale Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren (Linolsäure-Familie): Der Tagesbedarf an Omega-3-Fettsäuren liegt etwa bei 1 - 1,2g. Bei chronischen Erkrankungen erhöht sich der Bedarf auf das Zwei- bis Dreifache. Omega-3-Fettsäuren kommen in Pflanzenölen vor, allerdings in viel geringerer Menge als Omega-6-Fettsäuren. Hohe Konzentration finden sich in Kaltwasserfischen, wie Makrele, Hering, Lachs, Kabeljau. Auch Wild enthält relativ viel Omega-3-Fettsäuren.

Ein besonderes Augenmerk gilt also den Omega-3-Fettsäuren, insbesondere wenn man zu wenig Fisch ißt, mag eine zusätzliche Aufnahme in Form von Fischöl-Kapseln sinnvoll sein. Das erinnert mich übrigens an die Lebertran-Kapseln, die meine Mutter uns Kindern immer verabreichte.

Omega-3-Fettsäuren haben eine günstige Wirkung auf entzündliche Prozesse und arteriosklerotische Gefäßveränderungen. Sie hemmen das Zusammenkleben der Blutplättchen, wirken gefäßerweiternd und blutdrucksenkend, erhöhen die Fließfähigkeit des Blutes, lauter wichtige Faktoren zur Erhaltung der Gefäßgesundheit.

Wenn die nette Fettsäure-Kapsel-Verkäuferin das nächste mal anruft werde ich sie also fragen wieviel Omega-3-Fettsäure eine Kapsel enthält und wieviel Gramm Fisch das entsprechen würde. Vielleicht frage ich sie dann als nächstes nach dem Preis für diese Kapseln.

Blogged with Flock

Keine Kommentare: