Freitag, 6. September 2019

Kalifornien-Urlaub 2001 - Tag 10: Lake Tahoe

Als ich am Morgen die Terassentür von Clarke's Haus öffnete blies mir ein eisiger Wind entgegen. Zum ersten mal zog ich meine lange Wanderhose an, von der ich schon glaubte sie umsonst mitgenommen zu haben.

The Stream Profile
Chamber
Für heute hatte ich eine Wanderung zu Eagle Falls und Fontanillis Lake geplant, die von der Emerald Bay aus starten sollte. Diese wohl schönste Bucht am Lake Tahoe liegt natürlich von Incline Village aus gesehen genau auf der anderen Seite des Sees. Auf der Fahrt dorthin stoppte ich in Tahoe City zu einem amerikanischen Frühstück mit Eiern, Bacon und Pancakes in Rosie's Cafe.
Als ich nach langer Anfahrt endlich an der Emerald Bay aus dem Auto stieg bliesen mich sturmartige Windböen fast aus den Schuhen und selbst das Auto wackelte hin und her.
Kiefernnadeln flogen fast waagerecht durch die Luft und ich zog sofort meine Sonnenbrille auf. Unter diesen Umständen verzichtete ich auf eine längere Wanderung und fuhr weiter zum Visitor Center hinter der Emerald Bay, um etwas über den Lake Tahoe zu lernen.
Emerald Bay
Der Lake Tahoe ist der dritt tiefste See der Vereinigten Staaten mit einer Tiefe von 1600 Fuß, die Oberfläche liegt auf einer Höhe von 6200 Fuß. Er fasst 39 Trillionen Gallonen Wasser. Der tiefste Punkt liegt ca. 95 Fuß unter dem Höhenniveau von Carson City. Der Lake Tahoe entstand durch den Ausbruch des Vulkans Pluto, der einen natürlichen Damm schuf, so dass sich diese Wassermenge aufstauen konnte, bis sich ein Abfluss über den Truckee River fand, der in einen anderen See mündet. Von 63 Flüssen am Lake Tahoe ist dies der einzige Abfluss, kein Wasser des Lake Tahoe gelangt je ins Meer.
Cascade Lake
Ich spazierte den Naturpfad entlang bis zur Stream Profile Chamber, wo man durch Glas unter Wasser die Fische beobachten kann.
Anschliessend fuhr ich zur Emerald Bay zurück um noch ein paar pitoreske Aufnahmen zu schießen, bevor ich mich von dort aus zu einer Kurzwanderung zu den Cascade Falls entschied. Auf dieser nur 0,75 Meilen langen "Wanderung" strauchelte ich natürlich und stürzte der Länge nach hin. Tja, mit 40 muß man eben vorsichtiger sein. Den Half Dome hatte
ich prima überstanden, dieser Spaziergang aber machte mir offensichtlich zu schaffen. Glücklicherweise trug ich keine Verletzung davon, aber heute war nicht mein Tag, denn schon am Morgen war ich fast über die Stufe an der Haustür von Clarke's Haus gestürzt.
Cascade Falls
Vorsichtig wanderte ich weiter, der Pfad verlief sich dann aber ohne Markierung. Nachdem ich eine Weile über die Granitfelsen geklettert war fand ich endlich die Cascade Falls: ein dünner Rinnsal floß zu Tal, den man wegen der lauten Windgeräusche auch nicht hatte hören können. Ich verweilte etwas und genoß die warme Sonne und den Ausblick auf den Cascade Lake und den direkt dahinter liegenden Tahoe Lake mit seinem dunkelblaunen Wasser. Der Wind peitschte so stark über die Oberfläche, dass abrupt Wellen und aufsteigende Gischt- Schleier entstanden.
Nachdem ich zum Auto zurück gekehrt war setzte ich meine Seeumrundung entgegen Uhrzeigersinn fort und landete schließlich in South Tahoe City, das in Nevada liegt. Ich ließ es mir nicht nehmen mal etwas durch die dortigen Spiel-Casinos zu schlendern. Überall sah ich ältere Frauen mit gedrungenem Nacken gekrümmt vor Slot-Maschinen sitzen und diese wie besessen mit Münzen füttern. Diese Münzen entnahmen sie entweder aus einem Topf,den sie vor sich stehen hatten, oder aus dem Fach, in das die Maschine hin und wieder
gnädigerweise Münzen ausspuckte.
Ein Bonsai am Cascade Lake
Ich fuhr weiter und hatte am Nachmittag meine Seeumrundung beendet. In Incline Village kaufte ich mir einen Kaffee und einen Muffin, beides ließ ich mir auf der Veranda von Clarke's Haus schmecken. Die Sonne schien immer noch warm und hier und jetzt gab es keinen Wind mehr. Plötzliche Wetteränderungen mit extremen Temperaturunterschieden auch in unterschiedlichen Gebieten am See sind typisch für den Lake Tahoe. Aber vielleicht hat sich der Sturm allgemein gelegt und morgen kann ich eine richtige Wanderung wagen.
Von der Veranda aus blickt man direkt nach unten auf ein Feld des hiesigen Golf-Platzes. Das Feld ist sehr schmal, rechts ein Bach und links gleich der Hang, auf dem die Häuser stehen, so daß man schon ziemlich gerade schlagen können muß, um hier als Golfer bestehen zu können.

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