Freitag, 13. September 2019

Kalifornien-Urlaub 2001 - Tag 16: Queen Mary

Welcome to Queen Mary

Schon war mein letzter Urlaubstag angebrochen. Ich holte mir ein bescheidenes Continental Breakfast im Main Office der Travelodge ab bestehend aus Kaffee, zwei süßen Teilchen und Orangensaft. Dann fuhr ich nach Long Beach zwecks Besichtigung der Queen Mary, die dort seit 1967 vor Anker liegt und als Hotel und Touristenattraktion dient. Disneyland und Universal-Studios kannte ich schon vom letzten Jahr und andere Film-Studios gibt es hier in Los Angeles offensichtlich nicht zu besichtigen.
Queen Mary
Nachdem ich zunächst die Main Street entlang gefahren war, was zu nichts führte, kehrte ich um und nahm dann den richtigen Weg, der mich morgen in aller früh auch zum Flughafen führen sollte: Freeway l0 und dann die 405 Richtung Long Beach.
Dort angekommen bestaunte ich zunächst von außen den gewaltigen Ozean-Liner mit den drei rot und schwarz gestrichenen Schornsteinen, der, wie ich später bei einem geführten Rundgang erfuhr, doppelt so groß ist wie die Titanic.

An Deck der Queen Mary
Dann kaufte ich mein Eintrittsticket für $ 23 inklusive gefühner Tour, Ghosts Of The Queen Mary Adventure und Besichtigung des russischen U-Boots Scorpion, das vor der Queen Mary verankert war.
In einer Ausstellung studierte ich zunächst ausführlich die Geschichte der Queen Mary: Der Bau begann 1930. Nach einem Jahr etwa war der Rumpf fertig, aber dann stoppte das Projekt
wegen der weltweiten Rezession. Nach etwa I Jahr endlich wurde das Projekt fortgesetzt und es vergingen weitere l8 Monate mit dem Innenausbau. 45.000 Tonnen Material wurden installiert, von den Maschinen, Schiffsschrauben und Kesseln bis zum teilweise luxuriösen Mobilar.
Auf der Brücke der Queen Mary
Viele Künstler steuerten Gemälde bei, 56 verschiedene Hölzer aus allen Teilen der Welt wurden für Parkett, Wände und Decken verbaut. 1934 lief das seinerseits drittgrößte Schiff vom Stapel, von Queen Mary selbst mit einer Flasche australischen Weins auf ihren eigenen Namen getauft. Es begann die gloreiche Zeit der Queen Mary, die oft monatelang im voraus ausgebucht war. Hollywood-Größen und andere Prominente waren oft unter den Reisenden zu sehen wie Clarke Gable, Laurel & Hardy, David Niven. Winston Churchill, der oft mit ihr reiste, für den viele der First Class Suites bereitgestellt wurden und der ein eigenes Hauptquartier auf ihr unterhielt, soll auf diesem Schiff den Angriffplan für den D-Day unterschrieben haben.
Im Salon auf der Queen Mary
Die Passage in der dritten Klasse kostete etwa $ 380 - das waren damals zehn Wochenlöhne, die Passage in der ersten Klasse etwa $ 1400. ( Diese lnformation stammt allerdings von der anschließenden Führung, die von einem älteren Herren abgehalten wurde, der diese Zeit und auch den Konstrukteur des Schiffes gut kannte )
Ein Bier auf der Queen Mary

Es kam der Krieg und die Queen Mary wurde als Truppentransporter eingesetzt. Dazu wurde sie umgebaut, alles Luxus-Inventar wurde in New York und Australien eingelagert. Sie wurde grau gestrichen und war später auch als "Grauer Geist" bekannt, denn immer gelang es ihr unerkannt durch die feindlichen Linien zu schlüpfen, nie hatte sie Feindbegegnung. In dieser Zeit brach sie einen Rekord, der bis heute nicht überboten wurde: sie transportierte mehr als 16.600 Menschen. Rettungsboote waren nur für 8.000 da - aber es war eben Krieg.
Nach dem Kreig wurde sie wieder als Luxus-Liner ausgebaut und tat etwas mehr als zwei Jahrzehnte ihren Dienst im alten Glamour wie früher - mit der Prominenz an Bord, die das Reisen mit diesem Schiff für viele der High Society zum Muß werden ließ. 1958 wurden noch Stabilisatoren eingebaut, die innerhalb von 2 Minuten ausgefahren werden konnten, denn die Queen Mary was als rollendes Schiff bekannt.
Im U-Boot

Dann jedoch kamen die Flugzeuge, die Menschen innerhalb von l5 Stunden über den Atlantik bringen konnten, während die Passage mit der Queen Mary im Schnitt 4,5 Tage dauerte ( sie hielt allerdings zweitweilig den Geschwindigkeitsrekord mit mehr als 31 Knoten und einer Fahrt von South Hampton, ihrem Heimathafen, nach New York in 3 Tagen und 20 Stunden ), und Treibstoff wurde immer teurer. 1967 wurde sie dann außer Dienst gestellt und die Stadt von Los Angeles reichte das höchste Gebot ein, um das Schiff als Hotel und Touristenattraktion zu nutzen. Die Queen Mary trat ihre letzte Fahrt an. Da sie nicht durch den Panama-Kanal passte, mußte sie das Kap Horn umschiffen, um zu ihrem letzten Hafen zu gelangen.
Torpedorohre
Nach der Führung gönnte ich mir in einem der Restaurants an Bord ein Mittagessen bestehend aus einem asiatischen Salat mit Hühnchen, dann durchstreifte ich das Schiff auf der selbstgeführten Tour, besah mir die einzelnen Decks, die Brücke, Offiziersquartierte, Kommunikations-Raum und weitere  Austellungen. Während der Führung hatten wir zahlreiche Ballsäle, die First Class Suite von Churchill und den  Rauchersalon gesehen, in dem er wohl seine dicken Zigarren geraucht hat. Nach einem Milchshake besichtigte ich das russische U-Boot und fragte mich dabei, wie Menschen in dieser engen nur für Technik gemachten Welt es hatten aushalten können. Dann nahm ich an der Ghosts Of The Queen Mary Show teil, einer Art Geisterbahn zu Fuß, die auf den Gerüchten über Geistersichtungen auf der Queen Mary basiert, sowie auf dem unglücklichen Ereignis, als die Queen Mary bei ihrem Zick-Zack-Kurs, den sie in Kriegszeiten fuhr, eines ihrer Eskortschiffe in der Mitte durchschnitt, worauf es in kürzester Zeit versank.
Die Schornsteine der Queen Mary
Bei dieser Tour bekam ich auch einen der Kesselräume und das Hallenbad zu Gesicht. Der Maschinenraum war heute leider wegen Vorbereitungen für ein Halloween-Fest geschlossen gewesen.

Zum Abschluß meines Besuchs der Queen Mary besuchte ich die Observation-Bar, von der aus man den Bug sehen kann, und genehmigte mir dort zwei Bier. Die Sonne ging rot glühend unter, als ich wieder nach Santa Monica fuhr. Dort angekommen machte ich mein Gepäck bereit für den morgigen Heimflug.


Keine Kommentare: